Main Post, 14.05.2014

GuIG sorgt seit 50 Jahren für Musik in der Kirche

Sie hielt die erste Jazz-Messe in der Stadtpfarrkirche, engagiert sich politisch und sozial, sang schon auf über 100 Hochzeiten:

Die GuIG (Gesangs- und Instrumentalgruppe) feiert 50jähriges Jubiläum. Zum einen mit einem musikalisch umrahmten Gottesdienst am Sonntag, 18. Mai, 10.30 Uhr, den Stadtpfarrer Thomas Eschenbacher zelebriert und außerdem mit einem Jubiläumskonzert am Samstag, 24. Mai, 18 Uhr, in der Stadtpfarrkirche mit anschließender Feier im Pfarrzentrum.
 
„Die Liste der ehemaligen GuIG-Mitwirkenden ist länger geworden, als wir dachten“, sagt Valentin Fell. Über 60 Namen hat er aufgelistet. Sie alle wurden persönlich eingeladen. Der 65jährige Fell, der 63jährige Reinhard Beichel und der 62jährige Friedbert Heckmann zählen zum Kreis der Urgesteine der GuIG.

„Wir haben weder ein offizielles Gründungsdatum noch Vereinsstrukturen“, erläutert Fell. Nur ein Plakat, das 1966 die erste Jazz-Messe in der Stadtpfarrkirche ankündigt. Ein wenig geprobt haben müssen sie ja vorher schon und so schlossen sie erstmals zur Feier des 15jährigen Bestehens 1979 auf das Gründungsjahr 1964.

Anfangs war die GuIG ausschließlich männlich besetzt. Sie waren Pfadfinder, Ministranten und Sängerknaben. Sowohl am Lagerfeuer wie in Gottesdiensten spielten sie begeistert auf. Sehr zur Freude von Stadtpfarrer Oskar Röll. „Er war unser größter Förderer und gleichzeitig auch unser ‚Bremser‘“, erinnert sich Fell. Vor allem als ihre Haare und Bärte länger wurden, als moderne Musik und Aufbruchsstimmung in der Kirche sie mehr begeisterte als Pfadfinderlieder und konventionelle Gottesdienste. „Uns alle hat das II. Vatikanische Konzil beflügelt, das neue Wege öffnete“, erinnert sich Friedbert Heckmann.

Gitarren am Altar hieß Pfarrer Röll noch gut. Doch als Schlagzeug, elektrische Verstärker und sogar noch junge Mädchen die GuIG aufpeppten, gab es lange Diskussionen mit ihm. „Er hätte sich gefreut, wenn mancher von uns Priester geworden wäre“, fasst Fell zusammen. „Doch trotz aller Kontroversen hielt Röll immer zu uns“, resümiert Beichel.

Ende der 1960er Jahre wurde aus der GuIG ein gemischter Chor, aus dem viele Ehen hervorgingen. Nahezu jeden zweiten Sonntag gestaltete der Freundeschor quer durch die Diözese eine Messe, brachte neue Rhythmen und frischen Schwung in alte Kirchenbänke. „Zum Lobe Gottes und für die anschließende Einladung zum Frühschoppen“, erinnert sich Fell schmunzelnd.

Fest verwurzelt sei man im Religiösen gewesen, aber stets offen für die Welt. „Wir haben uns für die Friedensbewegung eingesetzt, Podiumsdiskussionen zwischen Kirche und Militär organisiert, Protestbewegungen begleitet“, fasst Beichel zusammen. Für die Caritas habe man Altkleidersammlungen durchgeführt. Gemeinsame Urlaube festigten den Zusammenhalt.

Legendär waren die Rosenmontags-Faschingsbälle bis 1995 im Kolpingheim. „Alles haben wir selbst dekoriert, die Musik live gespielt, unsere Eintrittskarten waren heiß begehrt“, erinnert sich Fell. Büttenreden, Spiele und Live-Acts gehörten zum Repertoire. Zu dieser Zeit trat die GuIG auch als Coverband mit Chor bei Weinfesten auf dem Marktplatz oder auf Schloss Saaleck auf.

Immer wieder gab es im Lauf der 50 Jahre Neuorientierungen und Umbesetzungen. In den 1970er Jahren war Rudolf Heckmann Chorleiter. Ihn beerbte bis Ende der 1990er Paul Oschmann. Dann dirigierte ein paar Jahre Friedbert Heckmann den Chor, bevor 2005 Stefan Ammersbach die Leitung übernahm.

Heute bilden 17 Sängerinnen und zehn Sänger den vierstimmigen Chor ergänzt von Gitarre, Keyboard und Percussionisten. Manche Chormitglieder bringen sich auch als Instrumentalisten ein. Unter der künstlerischen Leitung des 37jährigen Ammersbach, der Musik und Mathematik an der Kissinger Realschule unterrichtet, hat sich das musikalische Spektrum weiter entwickelt. Im Repertoire hat die GuIG neben Gospels, Spirituals und Madrigalen auch Sacropop, Rock- und Bluessongs.

Bei musikalischen Wochenendfortbildungen, wie in den vergangenen zwei Jahren in Babenhausen, stärken gemeinsame Wanderungen, Diskussionen und Andachtsfeiern den Geist des Chores. In den letzten Jahren gab es drei Projekt-Konzerte, die Ammersbach gemeinsam mit Maria Heckmann entwickelte. Sie gestaltete die Konzerte mit Texten und Bilder und übernimmt größtenteils die organisatorischen Aufgaben der Gruppe. Aus den Erlösen der letztjährigen Konzertreihe, der musikalischen Spurensuche in Tönen, Worten und Bildern unter dem Titel „Jesus: Ich bin…“, spendete die GuIG knapp 5000 Euro an soziale Projekte.

Tradition hat seit 1979 die musikalische Ausgestaltung der Messe am zweiten Weihnachtsfeiertag. Daneben gestaltet die GuIG weiterhin Gottesdienste, Gedenkfeiern oder auch kleinere Konzerte. „Jeder unserer musikalischen Auftritte hat eine eigene Energie, Spiritualität und einen besonderen Klang“, erklärt Ammersbach und erinnert sich besonders an die Intensität der ökumenischen Gedenkfeier für Angehörige verstorbener Kinder in der Bad Kissinger Erlöserkirche im März dieses Jahres.

Zum Jubiläum sind alle Freunde der GuIG und ihrer Musik eingeladen. Nach dem Jubiläumskonzert am Samstag, 24. Mai, 18 Uhr in der Stadtpfarrkirche wird im Pfarrzentrum gefeiert mit einer Diashow aus den letzten 50 Jahren, dem Schwelgen in Erinnerungen und womöglich viel Musik.

Text und Foto: Angelika Silberbach